Ich bin unzufrieden
Die Zahlen liegen auf dem Tisch – wer sie sehen will kann sie sehen. Wer wegschauen will kann wegschauen. Mein Eindruck ist: Viele Österreicher schauen weg. Andere schauen hin, sehen die Zahlen und verstehen sie, tun aber wenig. Andere tun etwas aus eigenem Antrieb – aber das sind Wenige. Und wieder Andere sehen die notwendigen Veränderungen als neues, lukratives Geschäftsmodell und versuchen uns neue Technologien als grün zu verkaufen, dabei sind sie nur einem greenwashing unterzogen worden.
Ich gehöre zu jenen die hinschauen, die Zahlen verstehen, aber wenig tun. Und ich möchte nicht, dass sich jemand an der derzeitigen Notsituation bereichert. Das macht mich unzufrieden und hilflos.
Ich versuche selbst zu handeln. Ich renoviere alte Häuser anstatt neue Gründe zu bebauen.
Ich fahre in der Stadt mit dem Rad weil´s schneller geht. Längere Strecken fahre ich gern mit dem Zug, den Rest fahre ich mit meinem Toyota Prius Hybrid. Ich esse Fleisch und wenn geht Bio. Ich trinke gefiltertes Wasser und kein Plastikflaschenwasser. Ich heize mit Gas und Holz – soviel Holz als möglich (weil erneuerbar). Einen kleinen Teil meines Stromes erzeuge ich selber.
Aber: Das ist keine Veränderung, kein Fortschritt, weil ich das ja schon seit Jahren so ähnlich mache. Gut. Ich fahre jetzt viel weniger Auto, weil ich keine Arbeit habe die Mobilität beinhaltet (wie Bergführer oder Schneeforscher mit Arbeitsort Wien). Aber ganz ehrlich: Ich tu mir schwer anzuerkennen, dass mein Lebensstil nicht nachhaltig ist, der meiner Familie auch nicht, und ich nicht weiss wie ich das hinkriegen soll nachhaltig zu leben und nicht sozial geächtet zu werden, weil ich nicht mehr so viel konsumiere.
Wie ich das meine? Es führt kein Weg daran vorbei, dass Sie sich überlegen wobei sie wie viel emittieren und danach worauf sie verzichten wollen.
Wenn sie zum selben Ergebnis kommen wie ich beim Fussabdruckrechner, dann werden Sie erkennen: Sie können gar nicht so viel verzichten, dass es sich unterm Strich ausgeht. Es geht nur wenn es alle tun und wir uns insgesamt einschränken. Bei Allem – und ganz speziell bei den Graubereichen die da wären: Militär, Errichtung und der Betrieb von öffentlichen Gebäuden, der Aufwand für die Errichtung von Wohnraum, die Verkehrs-Infrastruktur (Strassen und Bahn), die Versorgungsinfrastruktur (Wasser, Kanalisation, Stromleitungen) sowie Lawinen-und Hochwasserschutz, das Bildungswesen, das Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Governance-Aufwand (von Bundesregierung bis Gemeinderats-Saal), Feuerwehr/Polizei/Justizsystem, Kultur- und Sporteinrichtungen, …
Ich gebe zu: Ich will diese Einschränkungen nicht! Ich sage das nach reiflicher Überlegung und nicht aus trotziger Haltung oder Ignoranz. Aber kommen wir so weiter, wenn wir artikulieren, dass wir uns nicht einschränken wollen? Wohin führt uns das?
Ich finde der letzte Sommer in Österreich war fatal. Die wenigen Hitzetage, an denen ich mich zurückzog, sind vergessen. Ich erinnere mich aber noch an die vielen lauen Abende von April bis Oktober – und ich habe sie genossen. Die Anzahl der Murgänge hielt sich in Grenzen und deren Spuren sind derzeit unterm Schnee begraben – endlich wieder ein richtiger Winter! Mit diesen Eindrücken im Gepäck wird der Entschluss den Gürtel viel enger zu schnallen noch viel schwieriger. Wozu denn? werden sich viele fragen.
Meine Antwort: Damit die beginnende Entgleisung des Klimas mit seinen zerstörerischen Extremereignissen nicht Normalität werden kann. Dabei müssen wir "Weltweit Denken" und nicht nur lokal.