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Permafrost

Wenn das Klima im hohen Norden wärmer wird ist das doch gut für die Leute dort, nicht?

 

Ja und Nein. Manche Regionen im Norden werden unter wärmeren Temperaturen möglichweise profitieren, weil dann dort Nahrungsmittel wie Kartoffeln wachsen, die bisher dort nicht gedeihen konnten.

Aber :

  • Es geht ja nicht nur um die Temperatur. Die Trockenheit in Südskandinavien im Sommer 2018 war so dramatisch, dass trotz der Wärme die Ernteeinbussen extrem waren.

  • Im Norden sind die arktischen Gletscher von der Abschmelzung verstärkt betroffen, weil es wärmer wurde.

  • Es geht beim Klimawandel nicht nur um die Menschen! Tiere und Pflanzen, die tiefe Temperaturen zum Überleben brauchen, können oft nicht mehr nach Norden ausweichen und überleben in wärmerer Umgebung nicht.

Wärmere Verhältnisse führe in der Arktis zum Auftauen des dauerhaft gefrorenen Bodens bis in grössere Tiefe (Permafrost). Steigen die Temperaturen an, werden Bodenbakterien aktiv und beginnen, das organische Material (grossteils Pflanzenreste) abzubauen – und setzen dabei erhebliche Mengen an Kohlendioxid und Methan frei. Methan ist als Klimagas wesentlich wirksamer als CO2, also wirken sich auch geringere Konzentrationen aus.

Ein Sechstel der Erdfläche sind Permafrostregionen – das ist dort wo die Menschen überwiegend nicht leben, zB in Nordsibirien und Nordkanada und Alaska)

 

Permafrost (aus:sience.orf.at vom 17.9.2018 und der standard vom 17.1.2019 )

CO2-Budget schrumpft

Bei der Einigung zum Pariser Klimaabkommen, dessen Ziel die Begrenzung der Erwärmung auf ein Plus von zwei bzw. 1,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts ist, wird von noch zur Verfügung stehenden Emissionsbudgets ausgegangen (wie oben beschrieben: wenn wir die Emissionen nicht signifikant runterfahren bleiben noch 15 – 20 Jahre, also 2030 – 2035 müssen die Emissionen auf Netto Null sein, so die Annahme als 2015 das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet wurde). Wie viel Kohlendioxid das Kollektiv aller Menschen, die schon leben plus jener die in den kommenden 20 Jahren noch geboren werden, aber tatsächlich noch sozusagen zur Verfügung hat, hängt auch davon ab, wie sich der Ausstoß an Klimagasen aus den Permafrostböden entwickelt. Dieser Faktor sei bei den Prognosen bisher wenig berücksichtigt worden, berichtet ein Forscherteam um Thomas Gasser vom Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien.

Die Permafrostböden befinden sich im Umbruch

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Totes Gebirge, Österreich, im Hochwinter

Unter der Annahme verschiedener Zukunftsszenarien errechneten die Wissenschaftler, dass die Emissionsbudgets zwischen acht und 25 Prozent schrumpfen, wenn der Beitrag der Permafrostböden berücksichtigt wird. Allerdings sind die Prozentangaben in ihrer Arbeit mit großen Schwankungsbreiten behaftet.

Grundannahme wackelt

Da es sich bei der Zunahme von tauenden Permafrostböden um einen Prozess mit Hang zur Beschleunigung handelt, könne dieser auch weitere Grundpfeiler der Annahmen hinter dem Klimaabkommen ins Wanken bringen, so die Autoren: Ein Teil der Einigung sieht nämlich vor, dass eine vorläufige Erwärmung von etwas unter zwei Grad in Kauf genommen wird, um dann - so die Idee - Maßnahmen zu setzen, um die Erwärmung nachträglich unter 1,5 Grad zu drücken.

In diesem Zeitraum des „Überschießens“ höre aber das Tauen keineswegs auf. „Das Überschießen ist daher eine riskante Strategie, und die Rückkehr zu niedrigeren Treibhausgaslevels wird extrem schwierig“, so Gasser. Es sei daher wichtig, dass auch die Politik verstehe, dass es bei der Eindämmung der Erwärmung nicht nur darum geht, Emissionsbudgets möglichst einzuhalten, sondern auch andere Effekte zu berücksichtigen.

Nimmt man also diese Erkenntnis zu Hilfe um die noch zur Verfügung stehenden Emissionsbudgets neu zu berechnen und nehmen wir an sie verringern sich durch den „Permafrostbeitrag unerwarteterweise“ um 20%, so heisst das:

wenn wir die Emissionen nicht signifikant runterfahren bleiben noch 15 – 20 Jahre (ab 2015), minus 20%, also 12-16 Jahre. Das hiesse Netto Null Emissionen 2027 – 2031, also rund 2030, das ist in gut 10 Jahren. Da muss man sich fragen ob sich ein Diesel-Neuwagen noch rentiert, der 20 Jahre lang fahren würde, dem aber zur Mitte seiner Lebensdauer der Saft ausgehen wird, wenn wir Menschen umsetzen, was geboten ist, nämlich: Öl-, Gas- und Kohlereserven im Boden zu lassen, obwohl sie noch vorhanden wären und obwohl wir sie noch fördern könnten.

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